Die Felsritzungen Leirfall bei Trondheim (Zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
Riksantikvarennummer: 26665 (Norwegisch)



Koordinaten: 63°28'07.97" N, 11°09'49.80" O (Google Maps öffnet sich in einem neuen Fenster)



Leirfall ist das größte und charakterreichste Felsritzungsfeld der Kommune Stjørdal und zugleich eines der größten in Nordeuropa.
Es besteht aus  vier, an einem bergauf führenden Weg liegenden, Feldern mit insgesamt ca. 1200 Figuren, die hauptsächlich in der Bronzezeit geschaffen wurden.
Die
Motive sind bemannte Boote, Pferde, Sohlen, Sonnensymbole, einfache geometrische Figuren sowie eine  Prozession von 13 Männern, die einzigartig in Norwegen ist.

Zum Zeitpunkt meines Besuches waren leider die Felder 1 und 4 wegen Rekonstruktionsarbeiten abgedeckt.

Man fährt die E 14 von Stjørdal in Richtung Östersund. Etwa 2,5 Kilometer hinter Hegra zweigt links ein ausgeschilderter Weg von der Straße ab. Diesem folgt man dann etwa 400 Meter bis zum Ende. Dort befindet sich ein Parkplatz sowie eine im Sommer geöffnete Hütte mit Toiletten und Kochmöglichkeiten.



Feld 2 besteht ausschließlich aus Fußspuren. Es handelt sich um 90 Figuren.








Feld 3 ist in 5 Abschnitte eingeteilt.



In Feld 3A befinden sich wieder viele Fußsohlen, aber dennoch sind extrem selten viele Fußsohlen auf einer Stelle zu finden, und Leirfall hat vermutlich mehr Fußsohlen als jede andere Seite in den nordischen Ländern. Es scheint daß Fußsohlen das beliebteste Ritzungssubjekt in der Bronze- und der frühen Eisenzeit sind. Deswegen ist es schwierig, das Alter für die individuellen Figuren anzugeben.
Bei vielen dieser Figuren kreuzen eine oder zwei Linien die Fußsohlen. Diese sollen Riemen darstellen, die den Schuh am Fuß halten.
In Sømna in Nordland wurde solch ein Paar Schuhe gefunden. Es befindet sich im Museum für Wissenschaft und Archäologie in Trondheim. (Laut Wikipedia wurde in Vestaberg der vermutlich älteste Schuh Norwegens gefunden. Der Lederschuh dürfte ca. 300 Jahre v.u.Z. entstanden sein. Das dürfte allerdings nicht ganz stimmen, denn 2007 wurde ein noch älterer Schuh aus der Bronzezeit entdeckt. Quelle.)
Das Feld enthältent außerdem viele Pferde, einige von ihnen mit Reitern. Sie stammen vermutlich aus dem frühen Eisenzeit, die schwer durch Erosion beschädigten Boote vermutlich
aus der späten Bronzezeit (1500 - 500 v.u.Z.)



Die Menschenfiguren sind schwer zu datieren, die 2 Reihen mit insgesamt 13 Leuten müssen als eine Einheit betrachtet werden. Diese Szene zeigt eine reale Prozession oder Episode während eines Fruchtbarkeitsrituals oder einer Beerdigung.






Feld 3B ist das kleinstes der 5 Felder, in dem Boote dominieren. Die Steven der Boote sind mit langen Tierköpfen verziert. Vergleichbare Köpfe sind aus der späten Bronzezeit bekannt, also stammen diese vermutlich aus der selben Periode. Oben links sieht man unvollendete Boote mit schleifenförmigen Steven. Ähnliche, aber komplette Boote, sind von anderen Lokalitäten in Stjördal und Trondelag bekannt und werden in die frühe Eisenzeit datiert, vermutlich 2000 Jahre alt. Dieses Felsritzungsfeld wurde also über mehrere Zeitperioden benutzt.




Im Feld 3D befinden sich Ritzungen aus verschiedenen prähistorischen Perioden, vom Beginn der Bronz- Ende der Steinzeit (2000-1500 v.u.Z.) bis zur Eisenzeit. Es handelt sich hier hauptsächlich um Fußsohlen.






Im Feld 3E befinden sich unter anderem einige Rechtecke mit kleinen Schälchen. Ähnliche Figuren sind aus Val Camonica in den italienischen Alpen bekannt und stellen vermutlich Pläne der Siedlungen in dem Tal dar. Vielleicht handelt es sich hierbei aber auch um primitive Pläne.






Fotos: R. Möws 08/2011