Die Felsritzungen Aspeberget bei Tanumshede (Zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
RAÄ-Nummer: Tanum 120:1 (Schwedisch)



Koordinaten: 58°41'42.76" N, 11°20'20.74" O (Google Maps öffnet sich in einem neuen Fenster)


In Aspeberget liegen die meisten Felsritzungen Tanums. Einige sind stark verwittert. Eine der schönsten musste sogar mit Erde bedeckt werden, andere wiederum sind völlig unbeschädigt und heute noch genauso schön wie vor 3000 Jahren, als sie geschaffen wurden.
Schwefel und Stickstoff aus Autoabgasen, Ölheizungen, Industrie usw. lassen die Oberfläche der Ritzungen schnell verwittern.
Auf diese Weise können innerhalb weniger Jahrzehnte diese geheimnisvollen Bilder zerstört werden, die 3000 Jahre lang den natürlichen Angriffen von Sonnenlicht, Frost und Flechten widerstanden haben.
Hier beginnt ein ca. 700 Meter langer Weg entlang der Felsritzungen Aspeberget. Viele ungewöhnliche Motive erwarten einen dort. Zum Beispiel Triskelen, Wasservögel und eine Tanzprozession.

Der größte Teil der Erklärungen auf dieser Seite ist den Informationstafeln vor Ort entnommen.

Von Litsleby aus fährt man weiter in Richtung Tanumshede. Nach etwa 750 Metern biegt man links ab auf den Kvillevägen und folgt diesem 450 Meter bis zu den ausgeschilderten Felsritzungen. Der Parkplatz befindet sich rechts der Straße.




Oben in der Bildmitte ist ein vierrädriger Wagen zu sehen. Die Wagen sind besonders interessant. An vielen Orten in Europa hat man in der Bronzezeit Wagen bei Bestattungen benutzt.



In der Bildmitte ist eine ganze Reihe von Schiffen zu sehen, die übereinander stehen. Sie wurden in einen Wasserlauf geritzt. Wenn es geregnet hat, rinnt hier das Wasser tagelang über den Fels.
Unterhalb der Schiffe sind kämpfende Männer zu sehen. Ähnliche Szenen kommen auf vielen Felsbildern in Bohuslän vor. Gefallene Krieger sind allerdings nie abgebildet. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass hier ein ritueller Kampf oder ein Streit zwischen göttlichen Wesen dargestellt ist.



Die kraftvollen Stiere rechts oben sind mehr als einen Zentimeter tief in den Fels geritzt. Der Stier war von großer religiöser Bedeutung. Zahlreiche Abbildungen sind in ganz Europa verbreitet. Auf Kreta wurde Stiere als heilige Wesen verehrt. Sie standen für Fruchtbarkeit, Stärke und Mut.
Oberhalb der Stiere wird eine runde Scheibe mit merkwürdigen Auswüchsen von zwei Frauen mit langen Haarzöpfen gehalten. Vermutlich soll die runde Scheibe die von Strahlen umgebene Sonne darstellen. Die Frauen könnten Göttinen oder Priesterinnen sein, die eine religiöse Zeremonie ausführen.
Unterhalb der Stiere sieht man einen pflügenden Mann. Es ist beinahe die einzige Form von Arbeit, die auf Felsritzungen abgebildet ist. Wahrscheinlich ist hier kein gewöhnliches Pflügen zu sehen, sondern ein Fruchtbarkeitsritus, der die fruchtbarkeit der Erde beschwören soll. Hier wird mit einem Häufelpflug gearbeitet.



In der Bildmitte steht ein Mann, der 29 Schälengruben über seiner enorm großen Hand schweben lässt. Die Schalengruben sind in vier Gruppen aus jeweils sieben Stück angeordnet, plus einer, die so pfiffig hinzugefügt wurde, dass es schwer ist, die Gruben zu zählen.
Vielleicht soll es einen Kalender darstellen?
Unten links ist ein Häufelpflug zu sehen.



Hier sind einige Krieger zu sehen, von denen einige Äxte und Speere in den Händen halten. Wenn man genau hinsieht erkennt man, dass die Speere im nachhinein eingeritzt worden sind. Jemand wollte aus irgendeinem Grund die Bewaffnung der Männer verstärken



Dies ist eine Figur, die einen Rückwärtssalto springt. Normalerweise zeigen diese Akrobaten ihre Kunst an Bord von Schiffen.
In Dänemark hat man kleine Frauenfiguren aus Bronze gefunden, die mit kurzen Schnürröcken bekleidet Rückwärtssaltos springen. Vermutlich waren die Figuren auf kleinen Schiffsmodellen angebracht.



Pferde sind weit verbreitete Motive in Bohuslän. Es deuten viel darauf hin, dass das Pferd in der Bronzezeit eine besondere Stellung inne hatte.



Unten links ist ein vollständig ausgeschliffener Stier. Zwischen seinen Hörnern ist ein Mensch mit einer Axt in den Händen zu sehen. Dieses Bild erinnert an Kreta und den Stierkult, der sich ungefähr gleichzeitig mit unserer Bronzezeit datieren lässt.
Darüber bewegt sich eine Reihe von Menschen in einer Prozession nach rechts. Der zweite Mensch von rechts ist eine Frau. Solche Szenen sind sehr ungewöhnlich. Vermutlich wird hier ein Tanz dargestellt.

Das Bild unten zeigt die Ritzung eines Pferdes, ziemlich am Ende des Weges:
RAÄ-Nummer: Tanum 26:1



Diese kleine Felsritzung wird von einem wunderschönen Pferd dominiert. Die schlanken Linien und der langgestreckte Körper deuten darauf hin, dass das Pferd in der frühen Eisenzeit geschaffen wurde. Die Szene erinnert an Hengstkämpfe, die in der frühen Eisenzeit weit verbreitet waren. Der Siegerhengst wurde den Göttern geopfert. Gezähmte Pferde wurden in Skandinavien zwischen 3000 und 2000 v.u.Z. eingeführt. In der Bronzezeit erlangten sie eine wichtige Stellung in der Mythologie. Es war das Pferd, dass die Sonne über das Himmelsgewölbe zog. Das Pferd war ein Statussymbol. In der stein-Bronze- und Eisenzeit wurden Pferdeopfer gebracht. Ein Teil des Ritus war es, das Pferdefleich zu essen, während Kopf und Unterschenkel den Göttern in Mooren und Seen geopfert wurden.Mit Einführung des Christentums wurde das Essen von Pferdefleisch zum Tabu, weil die Priester darin das Fortleben eines heidnischen Brauches sahen.



Das zum Schutz vor Erosion abgedeckte Schiff.
RAÄ-Nummer: Tanum 22:1


Fotos: R. Möws 08/2011