Die Felsritzungen Litsleby bei Tanumshede (Zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
RAÄ-Nummer: Tanum 75:1 (Schwedisch)



Koordinaten: 58°41'20.41" N, 11°19'32.07" O (Google Maps öffnet sich in einem neuen Fenster)


Nirgendwo in Europa gibt es eine solche Konzentration von Felsritzungen wie in Bohuslän, nirgendwo sind die Bilder so zahlreich, lebendig, schön und abwechslungsreich.
In der Umgebung von Tanumshede gibt es die meisten Felsbilder. Sechs dieser Fundstellen wurden 1994 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die Plätze sind Vitlycke, Aspeberget/Tegneby, Fossum, Litsleby, Gerum und Kalleby.

Auf den folgenden Seiten werden die Ritzungen von Litsleby/Tegneby, Aspeberget, Vitlycke und Fossum vorgestellt, welche die größten und figurenreichsten Schwedens sind.
In der Bronzezeit, als diese Felsritzungen entstanden, lag der Meeresspiegel etwa 15 Meter höher. Dadurch war die Ebene um Tanumshede eine große Meeresbucht.

Eigentlich ist das Wort "Ritzung" irreführend. Die Bilder wurden in die Felsen geklopft. Als Werkzeug wurde ein harter, zäher Stein benutzt, zum Beispiel ein Quarzit oder Diabas.
Die meisten Ritzungen sind mit roter Farbe aufgefüllt. Das wurde vom Museum gemacht, damit die Bilder besser sichtbar sind. Man weiß nicht, ob sie auch in der Bronzezeit ausgemalt waren.
Sie sind absichtlich auf Felsen gemacht, die von Wasser überspült werden, auch wenn es nicht regnet. Die Morgensonne spiegelt sich im Wasser das über den Felsen fließt. Vielleicht ist dieser Effekt ein Teil des Bildinhaltes.

Der Fels von Litsleby wird von einem gigantischen Speergott eingenommen. Es ist die größte Felsritzungsfigur Skandinaviens. Dieser Fels wurde bereits im 18. Jahrhundert erwähnt und ist damit einer der ersten, die entdeckt wurden. Die ältesten Teile der Felsritzung stammen aus der Mitte der Bronzezeit (1200 - 1000 v.u.Z.), die jüngsten aus der frühen Eisenzeit (500 v.u.Z. - Beginn der Zeitrechnung). Über einen langen Zeitraum sind die Menschen immer wieder hier hergekommen, um neue Bilder hinzuzufügen.
Es sind hier auch über 80 Schiffe abgebildet. Die beiden größten sind merkwürdig konstruiert. Zwischen der Relings- und Kiellinie sitzen einige schildähnliche Figuren. In jedem Schild gibt es einige unbehauene Felder. Eines der Schilder hat sieben Felder, eines neun und ein anderes dreizehn. Steinkreise, ein Grabtyp der späten Bronze- und frühen Eisenzeit, bestehen meist aus sieben, neun, elf oder dreizehn Steinen. In Skandinavien hat man außerdem in der Bronze- und Eisenzeit Gräber in Form eines Schiffes errichtet. Vermutlich besteht ein Zusammenhang zwischen den Schiffen und den Gräbern. Vielleicht ist das Schiff auf der Fahrt ins Totenreich.
Die Besatzung wird durch die kleinen, kurzen Striche symbolisiert. Manchmal sind zwischen den Besatzungsstrichen einige hakenähnliche Figuren zu sehen. Man glaubt, dass sie Lurenbläser darstellen. In einigen Fällen sind deutlich Männer zu erkennen, die drohend ihre Äxte erheben.

Der größte Teil der Erklärungen auf dieser Seite ist den Informationstafeln vor Ort entnommen.

Die Felsritzungen von Litsleby befinden sich etwa 4 Kilometer südlich von Tanumshede. Von Süden kommend, biegt man ca. 3 Kilometer vor Grebbestad von der Straße 163 in Richtung Tegneby ab. Man folgt dieser und erreicht dann nach etwa 4 Kilometern die Felsritzungen, die sich hinter dem Parkplatz auf der rechten Seite befinden.




Der Speergott ist vielleicht sogar die größte Felsritzungsfigur der Welt. Er ist 2,35 Meter hoch und stammt vermutlich aus der Mitte der Bronzezeit. Zu dieser zeit veränderten sich die Bestattungsformen im Norden. Dieser Prozess war im übrighen Europa bereits in Gang gekommen. Früher wurde der Tote mit reichen Grabbeigaben in ein Grab gelegt. Jetzt begann man stattdessen, die Toten zu verbrennen.
Einige Forscher interpretieren die veränderten Bestattungsformen und das Auftreten von iesengöttern als einen Religionswechsel. Einige der Götter hatten einen größeren Einfluss erlanght und wurden deshalb im Großformat abgebildet, manchmal auch über eine bereits vorhandene Figur gelegt. In diesem Fall könnte es sich um einen Vertreter des Asengottes Odin handeln, dessen attribut der Speer war.



Im Vordergrund die beiden großen Schiffe, mit den schildähnlichen Figuren am Bug und am Heck.














Etwa 100 Meter weiter östlich befindet sich folgende Felsritzung, der Reiterkampf von Tegneby:
RAÄ-Nummer: Tanum 72:4



Genau wie die Felsritzung bei Fossum wurde dieses Bild mit acht Reitern auf einmal und von ein und derselben person angefertigt, was sehr ungewöhnlich ist. Fünf der Reiter tragen Speere und rechteckige Schilder keltischen Typs. Diese Schilder kamen in der frühen Eisenzeit in Mode. Deshalb kann man diese Felsritzung auf ca. 300 v.u.Z. datieren. Es ist also eine der letzten Felsritzungen, die in Tanum angefertigt wurden. Dennoch ist es eine der ältesten bekannten Abbildungen der Welt, auf der Reiter mit Schildern zu sehen sind!
Archäologische Funde von prachtvollem Zaumzeug beweisen, dass das Pferd in der Bronze- und Eisenzeit ein Statussymbol war und kaum für Feldarbeiten eingesetzt wurde.


Fotos: R. Möws 08/2011