Das Ringheiligtum Pömmelte bei Schönebeck (Zum Vergrößern auf die Bilder klicken)



Koordinaten: 51°59'49.63" N, 11°47'58.85" O (Google Maps öffnet sich in einem neuen Fenster)



Die Kreisgrabenanlage Pömmelte-Zackmünde ist ein einzigartiger Beleg für vorgeschichtliche Sakralbauten. Ackerbauern und Krieger errichteten dieses komplexe Monument am Ende der Steinzeit vor rund 4300 Jahren - etwa zeitgleich wie die Steinringe von Stonehenge.
Die Zugänge sind in Pömmelte auf wichtige Termine des bäuerlichen Jahres astronomisch ausgerichtet.
Zahlreiche Deponierungen belegen vielschichtige Rituale, der Ostteil war ein besonderes Bestattungsareal. Das Rondell und diese Zeugnisse geben Einblick in die Geisteswelt während des Epochenwandels von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit.
An diesem Ritualort opferte und zeremonierte man mehrere Jahrhunderte nach strengen Regeln. Die Zurschaustellung der sakralen Handlungen geschah in einem umschlossenen Raum.

Die äußere Zone des Rondells grenzte von der Außenwelt ab. Im Innenraum war man von ihr visuell und akustisch abgeschieden. Dies bündelte die Aufmerksamkeit und steigerte das Gemeinschaftsgefühl. Im Zentrum fanden Zeremonien, Aufführungen oder Wettstreite statt. Die Zuschauer hatten in der umgebenden, von zwei Pfostenringen markierten Zone Platz.
Das Rondell war ein Sinnbild von höchster Tragweite. In ihm verschmolzen viele Bedeutungsebenen zu einer universalen Allegorie.
Schon der Kreis ist ein Schlüsselsymbol und verkörpert z.B. die Sonne, Unendlichkeit oder Neuschöpfung. Die Raumstaffelung in mehrere Ringareale gleicht einem Mandala - einem Abbild des Kosmos. Die beiden auf die Sonne ausgerichteten Zugänge bekräftigen dieses Assoziation. Das Rondell war wohl die Metapher eines vielschichtigen Weltbildes.

Zwei Gruben, ein kleines Grabenviereck und eine Totenhütte aus der Zeit von 2900-2600 v.u.Z. sind die ältesten Spuren der sakralen Nutzung dieses Ortes. Sie zählen zu den frühesten Zeugnissen der Schnurkeramik-Kultur und Einzelgrabkultur in Mitteldeutschland.
Das Grab war eine hölzerne Totenhütte, die ein Erdhügel überdeckte. Der aufwändige Aufbau und die Grabbeigaben - steinerne Beile und Messerklingen - belegen die hohe soziale Stellung des Toten.
Im 14 x 14 m großen Grabgeviert wurden Scherben von Keramikgefäßen und ein Rinderkiefer gefunden. Auf der nordöstlichen und der südwestlichen Grabenseite befanden sich zwei Durchgänge, deren Verbindungsachse auf die Sommersonnenwende und die Wintersonnenwende ausgerichtet war.
Die Grabanlage war offenbar ein kleines Heiligtum für rituelle Zeremonien im von der Sonne bestimmten Jahreszyklus. Zudem nutzte es man wohl im Totenbrauchtum. (Text von der Infotafel vor Ort)

Der Kreisgraben weist einen Durchmesser von ca. 80 m auf, während der Gesamtdurchmesser der Anlage 115 m beträgt.

Die heute stehende Rekonstruktion am originalen Fundplatz vermittelt den Eindruck vom möglichen Aussehen des Ringheiligtums zu jener Zeit. Einige der Funde sind seit Anfang September 2016 im Salzlandmuseum in Schönebeck zu sehen.

Man fährt von Schönebeck in Richtung Zackmünde/Pömmelte. In Zackmünde biegt man rechts ab, und folgt der Straße ca. 1 Kilometer bis zu der Anlage.
















Fotos: R. Möws 10/2016