Die Sage vom Hünenbett im Pfarrgarten zu Winterfeld
| Als das Christentum endlich auch in der Gegend von Salzwedel Eingang
fand und festen Fuß faßte, sollten auch in den beiden Dörfern
Jeggeleben und Winterfeld Kirchen gebaut werden. Als die beiden
Gemeinden mit einem tüchtigen und vielbeschäftigten Kirchenbaumeister
über die Kosten einig geworden waren, übergab dieser den Bau der Kirche
von Jeggeleben seinem Gesellen und den Kirchbau zu Winterfeld seinem
Lehrling. Sowohl der Geselle als auch der Lehrling verstanden sich auf
ihr Handwerk und fingen sofort nach dem Auftrage ihres Meisters in
heiligem Wetteifer zu bauen an, jeder der beiden von dem Bestreben
beseelt, ihr Bestes zu leisten und seine Kirche am schönsten
auszuführen. Der Lehrling hatte einen anschlägischen Kopf und übertraf
den Gesellen in der Baufertigkeit bei weitem. So konnte es nicht
ausbleiben, das die Winterfelder Kirche ein viel schöneres Aussehen
erhielt als die von Jeggeleben, und der Kirchturm zu Winterfeld
denjenigen zu Jeggeleben bald um ein Beträchtliches überragte. |
Als der
Geselle zu Jeggeleben bei seiner Arbeit den schönen Kirchturm von
Winterfeld erblickte, und er hören mußte, wie die Leute den Lehrling
wegen seiner Kirchenbaukunst nicht genug loben konnten, da regte sich
in ihm der blasse Neid, und er warf einen grimmigen Haß auf den jungen
Baumeister zu Winterfeld. Die bösen Gedanken wurden halb zur That: Als
der Geselle eines Morgens wiederum des hochragenden Winterfelder
Kirchturmes ansichtig wurde, vermochte er sich nicht mehr zügeln,
sondern er griff nach den großen Granitblöcken, welche er noch verbauen
wollte, und schleuderte sie wütend hoch durch die Luft in der Richtung
nach der Kirche von Winterfeld, um dieselbe zu zertrümmern und
möglichst den ihm verhaßten Lehrling zu zerschmettern. Der Geselle
besaß riesige Körperkräfte, und so wurde es ihm durchaus nicht schwer,
die großen Steine fortzuwerfen. Als der Lehrling den ersten Stein
von Jeggeleben her auf die von ihm erbaute Kirche zufliegen sah, konnte
er es sich wohl denken, von wessen Hand und in welcher Absicht derselbe
geworfen war. Er seinerseits war nun auch nicht faul und fing sofort
auch mit Steinen zu werfen an, wie solche von seinem Bau übrig
geblieben waren und suchte sich die kleinen aus, welche er zu heben und
zu werfen vermochte. - So entstand zwischen Gesell und Lehrling ein
erbitterter Steinkampf, und große und kleine Granitsteine sausten, mit
Wucht und Wut geschleudert, einander begegnend durch die Lüfte. War nun
auch der Lehrling dem Gesellen in der Kunst des Kirchbaues bedeutend
über, an Körperkraft und somit auch im Schleudern der Steine war wieder
der Geselle dem Lehrling bei weitem überlegen. Die Steine des Lehrlings
flogen gutgezielt wohl in der Richtung nach der Jeggeleber Kirche, aber
sie fielen schon eine große Strecke vor dem Dorfe nieder. Die von
den wuchtigen Fäusten des Gesellen geworfenen großen Steine dagegen
flogen bis nach Winterfeld; aber glücklicher Weise trafen sie die
Kirche und den Lehrling nicht, fielen vielmehr nicht weit von der
Kirche nieder und zwar im Garten der dortigen Pfarre. Im Pfarrgarten
von Winterfeld liegen die großen Granitblöcke noch heute zum Hünenbette
vereint als ein schönes Denkmal aus uralter Zeit. Viele Pfarrkinder
haben auf den Hünensteinen schon gespielt und werden dort noch spielen;
denn, daß jemals ein Pastor das Denkmal zerstören wird, ist wohl nicht
zu befürchten. (Text und Foto entstammen der Informationstafel vor Ort)
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