Der Svantevitstein in Altenkirchen (Zum Vergrößern auf die Bilder klicken)



Koordinaten: 54°38'05.89" N, 13°20'29.36" O (Google Maps öffnet sich in einem neuen Fenster)


Bei dem als Svantevitstein (auch Götzenstein oder Steinbabe genannt) bezeichneten slawischen Bildstein handelt es sich um einen 0,75 m x 1,20 m großen Stein aus Granit, der aus der Zeit vor der Kirchengündung stammt und sich bis zum Anbau der Waffenkammer, der jetzigen Sakristei, bündig waagerecht vermauert in der Außenmauer befand.
Er ist das älteste und besterhaltendste Dokument des gleichnamigen Kultes der Ranen, einem auf Rügen ansässigem Stamm der Slawen, der in der Tempelburg Arkona, auch Jaromarsburg genannt, zelebriert wurde.
Vermutlich ist es der Grabstein eines Svantevitpriesters der Tempelburg auf Kap Arkona. Auf ihm ist ein Mann mit Kinn- und Schnurbart im Relief erkennbar. Er trägt einen kaftanartigen Rock bzw. einen taillierten Mantel, Mütze und Schuhe und hält ein Trinkhorn in den Händen. Damit ist er das Sinnbild für die gestürzte, einst so mächtige Priesterkaste der Ranen, den eigentlichen Verlierern der Christianisierung. In der Zeit vorher verehrten und huldigten sie dem Stein.
Im Mittelalter waren die Rüganer ständig bewaffnet, so dass der damalige Pfarrer in der Sakristei eine Waffenkammer erbauen ließ, in der sie ihre Waffen ablegen mussten, um am Gottesdienst teilnehmen zu dürfen. So konnte der Pfarrer davon ausgehen, dass sich seine Besucher nicht mit Ihren Waffen beschäftigten, sondern sich dem Gottesdienst widmeten.
In der waagerechten Vermauerung und der somit daniederliegenden slawischen Priesterkaste des Svantevitkultes wurde die beabsichtigte Dominanz des neuen christlichen Gottes über die alten heidnischen Götter ausgedrückt. Damit verhöhnten die Christen den Svantevitgott und sagten sich von ihm los. Vor dem Anbau der Waffenkammer führte der Weg die Kirchenbesucher zwangsläufig an dem zum einfachen Mauerstein herabgewürdigten Bildstein vorbei. Es ist aus frühchristlicher Zeit überliefert, dass die Kirchenbesucher vor dem Stein abschwörend verweilten und ihn bespuckten.
Angeblich opferten die Ranen Hühner vor diesem Stein, wenn sie es wieder einmal nicht pünktlich bis zur Tempelburg geschafft hatten.
Weitere Infos auf www.suehnekreuz.de.

Ein ähnlicher Stein, der Jaromarstein, befindet sich in der Außenmauer der St. Marienkirche in Bergen.

Die Pfarrkirche in Altenkirchen ist die älteste Dorfkirche Rügens. Über die Erbauung durch dänische Mönche kursieren verschiedene Jahreszahlen. Sie reichen von 1168 über 1185 bis hin zu 1200. Vermutlich wurde sie auf einem slawischen Bergäbnishügel errichtet.

Die Sakristei erreicht man vom Kircheninneren aus. Die Kirche ist von ca. 10:00 Uhr - 16:30 Uhr geöffnet. Gottesdienst ist Sonntags von 10:30 Uhr - 11:45 Uhr.







Fotos: R. Möws 11/2013